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Meinung ——

Fremdschämen und was wir dadurch lernen

Carla Scheidegger

Mai 31, 2016

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In meinem ersten Text über das Fremdschämen habe ich eine Studie von Dr. Sören Krach und Frieder Paulus der Universität Marburg zitiert, in der erstmals festgestellt wurde, dass, wenn wir Personen in für uns peinlichen Situationen sehen, die Gehirnareale aktiviert werden, die für Schmerz verantwortlich sind. Wie einen Alarm fühlen wir "den Schmerz der Scham" für diese Person.

Als ich weiter recherchierte, fand ich heraus, dass die Reaktion der Personen, die sich fremd schämen, in Abhängigkeit von ihrer Kultur, ihren Wertvorstellungen und ihrer emotionalen Reife variieren kann. Wofür eine Person sich fremdschämt, kann für eine andere lustig oder gar völlig normal sein.

Zum Beispiel lachen Kinder viel eher, wenn jemand hinfällt, denn oft sehen sie nur die lustige Seite des Sturzes, ohne zu verstehen, dass sich die Person durch diesen Unfall auch hätte verletzen können. Was ihnen fehlt, ist Lebenserfahrung. In diesem Fall ist es an uns Erwachsenen, statt zu schimpfen, dem Kind die Situation zu erklären, damit es die Möglichkeit hat, sich in die Person hinein zu versetzen und zu lernen.

Studien zeigen, dass unter bestimmten Umständen das Fremdschämen dem Mitleid ähnelt, denn es bringt uns zu pro-sozialen Verhaltensweisen – wenn wir mit dem Ziel handeln, den Schmerz zu minimieren, den die Person, die die Situation erlebt, hat. Zur gleichen Zeit gibt es Personen, die starr verharren und versuchen, die Situation zu beenden, zum Beispiel, indem sie die Augen schließen, den Ort des Geschehens verlassen usw.

Was fühlst du und wie würdest du reagieren wenn:
>> Jemand auf einer Beerdigung lacht,
>> Eine Person im Bus laut telefoniert,
>> Einer elegant gekleideten Frau etwas Seltsames in den Haaren klebt,
>> Ein Model auf dem Laufsteg hinfällt,
>> Jemand auf einer Party euphorisch tanzt,
>> Sie einen Manager mit einer Donald Duck-Krawatte sehen?

Wenn wir diese Fragen mehreren Personen stellen, sehen wir, dass sich die Antworten unterscheiden, das veranschaulicht erneut die Wichtigkeit, den Anderen zu verstehen, bevor wir darüber urteilen. Nach 30 Jahren Forschung zeigt uns der Neurowissenschaftler Richard J. Davidson in seinem Buch "Warum wir fühlen, wie wir fühlen", warum Personen auf verschiedene Arten auf den gleichen Fakt reagieren können.

Wenn wir uns fremdschämen, haben wir die Gelegenheit, unsere Selbsterkenntnis und unsere empathischen Fähigkeiten zu entwickeln. In diesem Moment müssen wir uns fragen, was diese Reaktion auslöst. Wir werden verstehen, dass diese oft der Unterschied ist zwischen dem Ereignis und dem kulturellen Muster, zu dem wir gehören. Das Singen auf einer Beerdigung kann unangenehm sein für Menschen, die normalerweise weinen. Einen roten Blazer zu tragen, kann in einigen Ländern ganz normal sein in anderen nicht. In der Öffentlichkeit sehr laut zu sprechen, kann ein Anzeichen für Taubheit sein. Und außergewöhnlich zu tanzen, kann einfach ein körperlicher Ausdruck für Freiheit und Fröhlichkeit sein.

Deshalb komme ich zu dem Schluss, dass das Fremdschämen uns nicht nur zeigt, wie man unangenehme Situationen vermeidet, sondern auch, dass wir unsere eigenen Werte und Erwartungen noch einmal überprüfen sollten. Wenn wir noch weiter gehen und unsere Empathie benutzen, können wir aufmerksamere Menschen werden und diesen Schmerz besser vermeiden.

 

 

Carla Scheidegger

Ein neugieriger Geist in einem Körper voller Emotionen. Ich reise gerne, um fremde Kulturen und Menschen - die anders sind als ich - zu begegnen. So kann ich Empathie üben und mich kontinuierlich als Mensch entwickeln und verändern. Wie hier in der Welt von Carlotas.


Mit Empathie & Diversity für starke Institutionen in einer gesunden Gesellschaft.

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