Neha schiebt ihre Probleme und ihren Ärger zur Seite und stellt sich ihnen nicht

Carla Douglass

Juli 16, 2018

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Neha ist eine Frau aus Indien, dem Land mit der zweitgrößten Bevölkerung auf der Welt. Sie wuchs in einem Haus mit vielen Geschwistern, Cousins und Cousinen auf. Auch die Nachbarn schauten oft vorbei. So war das Haus immer voll, ihre Mutter hatte nie Zeit für sie und man verwechselte die Probleme von ihr und ihren Geschwistern.

Neha brachte das nicht aus der Fassung. Sie verstand sich als Teil der Gemeinschaft und merkte, dass man ihren Sorgen im Haus manchmal überhaupt keine Bedeutung beimaß. Letztendlich war die Biologieprüfung für sie wichtig – denn sie wollte eines Tages Biologin werden – aber eben nicht so wichtig für Jude, ihren Bruder. Denn dessen Beziehung war gerade zu Ende gegangen und er weinte den ganzen Tag.

Aber waren ihre Probleme wirklich so unbedeutend? Oder war es die Art und Weise, in der sie ihre Probleme und Sorgen mit denen der anderen verglich? Es schien, als ob sie ihre Probleme zur Seite schob und ihnen dann nicht weiter Beachtung schenkte. Auf diese Weise ging die Biologieprüfung vorüber, überstand sie den Pickel in ihrem Gesicht und ließ sie sich nicht einmal vom Ende ihrer Beziehung erschüttern. Auch dem Schmerz in ihrer Brust maß sie keinerlei Bedeutung bei.

Doch wenn sie nachts im Bett lag und auf den Schlaf wartete, weinte sie oft leise. Ihr fehlte etwas – etwas, von dem sie nicht wusste, was es war. Eine Hand, die ihre Bettdecke glattstrich? Ein Kuss auf die Stirn und eine Hand, die über ihr Haar strich? Ein aufmerksamer Blick in ihre Augen? Sie wusste es nicht, nie hatte sie etwas in der Art bekommen. Es erschien ihr seltsam, etwas zu vermissen, das sie nicht einmal kannte. Doch irgendetwas war da, das ihr Tränen in die Augen steigen ließ und ihr die Luft zum Atmen nahm.

Seit ich sie kenne erlebe ich Neha als starke und glückliche Frau. Gerne möchte ich aber auch ihre schwache Seite kennenlernen und das, was ihr Verdruss bereitet. Doch diese Seite verbirgt sie vor mir. Und ich glaube, dass sie sie auch vor sich selbst verbirgt.

Deutsche Übersetzung: Katharina Selinger